Hallo, ich heiße Karolina und ich bin in diesem Oktober 4 Jahre alt geworden. Ich bin ein ehemaliges Frühchen - geboren in der 26. SSW mit 970 g und hatte große Startschwierigkeiten in dieser doch manchmal so grausamen und kalten Welt. Leider habe ich durch den frühen Start eine Hirnblutung erlitten, die sich durch eine Infantile Zerebralparese – Spastik in beiden Beinen (Diparese) – zeigt. Außerdem habe ich das Problem, dass meine Muskeln immer sehr angespannt sind und mir dadurch verschiedene Bewegungsabläufe nur durch hohe Konzentration und etwas verlangsamt gelingen. Das freie Laufen habe ich noch nicht gelernt, aber immerhin bin ich stolzer Besitzer von zwei 4-Punkt-Stützen, die auch nicht jeder vorzuweisen hat, und an denen ich zumindest kurze Strecken zurücklegen kann.
Zu Nancy gehen wir seit März 2004 und haben zu viert einmal pro Woche einen Riesen-Spaß. Wir vier, das sind Nancy, Mama, ich und – natürlich als wichtigste - Nadua. Zu Beginn mußte Nadua sehr schwer tragen, denn zur Sicherheit habe ich Mama mit aufs Pferd genommen, weil es oben sooooo dollll schwankte. Aber bereits nach zwei oder drei Stunden habe ich Nadua und meine Mama entlastet, und Mama durfte neben uns herlaufen. Am Anfang war es sehr schwierig, richtig oben sitzen zu bleiben, denn durch das Schaukeln bin ich immer zur Seite gerutscht und an Geradesitzen war gar nicht zu denken.

Nancy läßt sich immer sehr viel einfallen, was wir so auf der Nadua spielen können, z.B. Zielwerfen mit Bällen ( mal zur rechten Seite, mal zur linken Seite ), oder mit den Zauberstäben spielen ( eine Seite hält Mama fest, die andere ich ), oder ein Ausritt auf´s Feld. Dort haben wir auch schon mal einen Hasen beobachtet, wie er vor uns in Deckung ging und letztendlich doch wegrannte – der konnte vielleicht schnell laufen! Oder wir spielen Zirkus – Nadua tritt mit den Vorderbeinen auf ein Podest und ich bleibe artig sitzen, oder Nadua läuft seitwärts oder sie läuft mal langsam und mal schnell.

Manchmal bin ich sehr müde vom Kindergarten, und dann kann ich mich auf der Nadua ausruhen, indem ich mich auf den Rücken lege und es genieße, dass Nadua mich hin und herschaukelt. Da passiert es dann sogar mal, dass meine Augen zu und der Mund abgestellt sind – sehr zur Freude meiner Mama, denn normalerweise plappere ich fast ununterbrochen. Gerne reite ich auch rückwärts oder rolle mich zur Seite runter und steige gern über den Po von der Nadua ab. Aber mein allerliebstes Spiel ist im Moment das Versteck spielen – wir reiten auf einem Waldweg und huch, plötzlich ist die Mama hinter einem Baum verschwunden. Dann müssen Nadua, Nancy und ich sie suchen. Oft pflücken wir auch Blätter, die leider immer ganz hoch oben an den Bäumen wachsen und wo man sich dann doll strecken muß - oder wir pflücken Äpfel, die wir dann zur Belohnung der Nadua geben. Obwohl Nadua schon ganz groß ist und Mama erzählt, sie wäre schon erwachsen, glaube ich das nicht. Denn wenn sie die Äpfel oder was wir ihr sonst als Belohnung geben isst, schmatzt sie immer ganz laut. Aber das lernt Nadua bestimmt auch noch.

Ich glaube auch, meine Mama schwindelt öfter ein bisschen, denn sie sagt immer, was wir hier machen ist Therapie. Aber all diese tollen Sachen machen mir und meiner Mama sehr viel Freude, und für mich ist das einfach ein toller Spaß.

Inzwischen kann ich Dank Nancy und Nadua sehr gut aufrecht sitzen, kann meine Sitzhaltung allein korrigieren und sogar einige Zeit freihändig reiten, ohne ängstlich und verkrampft zu sein. Manchmal kann ich mich auch schon zeitweise richtig entspannen, was mir früher immer sehr schwer fiel. Ich freue mich immer auf meine Zeit mit Nancy und dem Pferd.

Ich kann jedem diese Art der Therapie – wie Mama es immer nennt - nur ans Herz legen. Denn das Miteinander und das Geben und Nehmen mit Tieren sind eine tolle Sache.

Liebe Grüße
von Karolina

November 2005

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